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A HARDCORE HEART – Adventures In A D.I.Y. Scene

David Gamage

Ich bewundere Menschen wie David Gamage für ihr gutes Gedächtnis und die Fähigkeit, über all die Jahre seiner DIY-Szeneaktivitäten hinweg quasi Protokoll geführt, Fotos und Flyer archiviert zu haben. Alles was ich schrieb, steht im Ox – den Rest habe ich mehr oder weniger vergessen. Ende der Achtziger hat David aus Tunbridge Wells, südlich von London auf halbem Weg zur Küste gelegen, in seiner ersten Band YOBS gespielt, dann in COUCH POTATOES, und später, in den Neunzigern, in RYDELL. Die wiederum kennt man, wenn man damals auf DIY-Konzerte ging und Platten des legendären Bonner Scene Police-Labels kaufte. David war zeitweise sogar Teilhaber des Labels, mit seiner Band (und anderen) unzählige Male in Deutschland unterwegs, gründete später sein eigenes Label Engineer Records, das er bis heute betreibt, wie auch den Verlag Earth Island Books. Dort hat er nun dieses mit zig Fotos und Erinnerungen vollgestopfte Buch veröffentlicht, das sowas wie eine Mischung aus Autobiografie, Dokument der DIY-Labelkultur der Neunziger und Tourtagebuch ist. Unglaublich viel Namedroppping findet hier statt, fast auf jeder Seite ertappe ich mich bei einer Regung à la „Ach ja, stimmt, da war ich ja auch, die gab’s ja mal, den hatte ich glatt vergessen!“ Ob das auch für jüngere Menschen funktioniert, die nicht dabei waren? Egal, für Menschen, die in jener Zeit (das Buch endet mit der Auflösung von RYDELL Anfang der 2000er) dabei waren, ist es eine sehr unterhaltsame, umfangreiche Lektüre. Sinnvoll wäre es allerdings gewesen, dem Buch noch ein Personen- und Bandregister anzufügen, denn es hat in seinem Umfang schon fast etwas Lexikalisches an sich.